Montag, Dezember 31, 2007

Gebet zum gnadenreichen Prager Jesuskindlein

Child Jesus of Prague

"Von seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade über Gnade!" (Joh. 1,16)

O gnadenreiches Jesulein, --
Zu Prag so lang schon thronend. -
Lass froh mich Dir ein Loblied weih'n,
Für alle Huld Dich lohnend,
Die Du an Leib und Seel' mir ja
Erwiesen schon seit Jahren;
Gern möcht' d'rum alle - fern und nah -
Um deinen Thron ich scharen!

O gnadenreiches Jesulein,
Wie groß ist dein Erbarmen;
Stets willst Du Freund und Tröster sein
Den Kranken und den Armen.
In Leibesnot und Seelenleid,
In Angst und Trübsalstunden
Hat Hilf' bei Dir noch jederzeit
Das ärmste Herz gefunden!

O gnadenreiches Jesulein,
Wie hold sind deine Mienen,
Wie ladest Du so lieb uns ein,
Mit Freuden Dir zu dienen!
Die Rechte - uns zu segnen all', --
Scheint freundlich uns zu winken,
Als Herrscher trägst den Erdenball
Du lächelnd in der Linken!

O gnadenreiches Jesulein,
Du König aller Herzen,
Ganz wollen wir dein eigen sein
In Freuden wie in Schmerzen!
O steh' uns bei in jeder Not,
Und enden Leib und Leben, --
Dann, süßes Kind, Du großer Gott,
Woll'st Du dein Reich uns geben!

Cordula Peregrina (C. Wöhler)

Der König der Ewigkeit

Child Jesus

"Seine Gewalt ist ewige Gewalt, die nicht genommen, und sein Reich ein Reich, das nicht zerstört wird." (Daniel 7,14).

Das ist ein gewaltiger, endloser Krieg
Des Unglaubens gegen den Glauben,
Der Welt gegen Den, der vom Himmel einst stieg,
Dem Satan die Herrschaft zu rauben.
Doch wär' auch die Wut dieser höllischen Brut
Noch größer, - sie muss unterliegen,
Denn Christus regiert, Sein Arm triumphiert,
Wird all' Seine Feinde besiegen.

Sein Reich ist ein stets unzerstörbares Reich,
Nie wird Seine Macht Ihm genommen.
Gewaltig und stark, ist Er Richter zugleich
Der Bösen, und Schutzherr der Frommen.
Mit Gottes Gewalt droht dem Feinde Er Halt,
Sobald Seine Stunde geschlagen,
Und die Ihm widersteh'n, wie die Spreu sie verweh'n,
Die vom Wind in die Luft wird getragen.
O schwört diesem starken, gewaltigen Gott, -
Für uns als ein Kind einst erschienen, -
Schwört ewige Lieb' Ihm und Treu' bis zum Tod,
Und eilt, Ihm von Herzen zu dienen!
Wer hier zu Ihm hält in dem Kampf mit der Welt
Und der Hölle so finstern Gewalten,
Der steht dort Ihm zur Seit' und für ewige Zeit
Wir die Krone des Heil's er erhalten.

Cordula Peregrina (C. Wöhler)

Mit kirchlicher Approbation

Freitag, Dezember 28, 2007

Welch' ein Bild! - der schönste Knabe

"Darum mußte Er in allem Seinen Brüdern gleich werden, damit Er barmherzig würde, um zu versöhnen die Sünden Seines Volkes." (Hebr. 2, 17)

Child Jesus with Mary and AngelsWelch' ein Bild! - der schönste Knabe,
Je von Mutterhand gewiegt,
Gottes größte Gnadengabe
Hier im harten Kripplein liegt!
Kindesschlaf und Kindesschwäche
Teilt der Gott der Ewigkeit
Jetzt mit uns, als ob Er spreche:
"Seht, wie ihr so wert Mir seid!"

Und die Engel sehn'n voll Staunen
Ihres Schöpfers Krippenruh',
Leise sich die Röslein raunen
Kunde von der Rose zu,
Die - aus Jesses Stamm entsprossen
In der hochgeweihten Nacht -
Nun die Menschen zu Genossen
Gottes und der Engel macht!

Wie verklärt von Lieb' und Wonne
Blickt Maria auf den Sohn,
Der des Weltalls Licht und Sonne,
Ihres Herzens Stern und Kron'.
Gott - ein Kind- im Schlummer liegend,
Nur für uns so schwach und klein, -
Welch' ein Bild! - müßt weltbesiegend
Nicht so große Liebe sein!

Cordula Peregrina (C. Wöhler)
Mit Druckerlaubnis des erzbischöfl. Ordinariats München-Freising

Freitag, August 17, 2007

Das Leben des reinsten Herzens Mariä

"Ich lebe, aber doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir." (Gal. 2, 20).

In Marias reinstem Herzen
Hatt' nur DER Gestalt und Leben,
Dem sie ganz in Leid und Schmerzen,
Wie in Lieb' und Lust ergeben.

Beide waren nie zu scheiden -
Sie und Er - zu keiner Stunde;
Herz und Seel' und Sinn von Beiden
Waren eins im engsten Bunde.

Unter ihrem reinsten Herzen
Wollt' neun Monde still Er weilen,
Bis Er kam, des Lebens Schmerzen -
Mensch wie wir - mit uns zu teilen.

In der hehrsten aller Nächte
Hat sie Ihn der Welt geboren,
Dass dem menschlichen Geschlechte
Rettung werd', wie Er geschworen.

Und am Kreuz hat Seine Schmerzen
Sie zutiefst mit Ihm empfunden;
Er am Leib und sie am Herzen
Bluteten aus tausend Wunden.

Bis zu ihrem Heimfahrtsfeste
Blieb Er ihres Lebens Leben;
Mög' dies Glück, dies allerbeste
Auf ihr Fleh'n auch uns Er geben.

Cordula Peregrina (C. Wöhler.)

Mit bischöflicher Approbation.

Dienstag, Juli 31, 2007

Himmelsbrot will Ich euch geben. Wer Mich ißt, wird ewig leben!

Kommt, ihr Armen, voll Erbarmen
Biet' Ich euch das beste Brot;
Wer es isset, der vergisset
Herzensweh und Hungersnot!
Eilt, ihr Schwachen! stark wird machen
Euch der Wein in meiner Hand,
Nehmt und trinket! reich euch winket
Hier des Lebens Unterpfand!

Hier, ihr Herzen, - die voll Schmerzen
Ihr begangener Schuld gedenkt, -
Ist die Speise, die zur Reise
Wieder Kraft und Mut euch schenkt!
Eure Sünden sollen schwinden
Wie der Schnee im Sonnenschein,
Kehr' mit Gnaden reich beladen
Ich in eurer Seele ein!

Lasst denn schenken zum Gedenken
Euch dies Brot, - Mein Fleisch fürwahr!
Trinkt vom Blute - euch zu gute
Mir entströmt am Kreuzaltar!
Ew'ges Leben wird euch geben
Dieses Brot und dieser Wein,
Und im Sterben zieht als Erben
Meines Reich's zum Mahl ihr ein!

Cordula Peregrina (C. Wöhler)
Imprimatur. Regensburg, 18. Juli 1900 - Dr. Fr. X. Leitner, Gen.Vic.

Samstag, Juli 21, 2007

O Herr, ich bin nicht würdig, daß Du eingehest unter mein Dach

Des Glaubens und der Liebe Flehn wird allzeit Gott zu Herzen gehn!

"Herr, ich bin nicht würdig, daß Du eingehest unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund!" (Matth. 8. 8.)

Ein Hauptmann fleht zu Jesu Füßen
Für seinen Knecht, und Jesu Mund
Giebt ihm den Trost, den himmlisch süßen:
"Ich komm' und mache ihn gesund!"
"Nein!" ruf er da - "ein Wort nur sage,
Dann ist mein Knecht der Krankheit los!
Daß Dich Dein Fuß zu mir, Herr, trage,
Ich bin nicht werth ein Glück so groß!"

Und Jesus staunt ob solchem Worte,
Ob solchen Glaubens Kraft und Gluth:
"Zieh' hin zu Deines Hauses Pforte, -
Mit Deinem Knecht steht's wieder gut!
Denn wie Du glaubst, soll Dir geschehen!" -
Und in derselben Stunde schon
War frei der Knecht von allen Wehen, -
So groß ist frommen Glaubens Lohn!

O Herr, auch meine arme Seele
Ist matt und wund und krankt schon lang',
Ich bin's nicht werth, - weil stets ich fehle! -
Daß ich so hohen Gast empfang'!
Doch sprich ein Wort, - die Schuld wird schwinden,
Die Sünde weicht; ja, mach' gesund
Mein Herz, und laß es Gnade finden,
Thu' reich ihm Dein Erbarmen kund!

Ich glaube mit des Hauptmanns Glauben
So fest an Deine Macht und Huld,
Daß nichts mir soll die Hoffnung rauben,
Ob noch so schwer auch meine Schuld!
In tiefster Reu', in festem Hoffen,
In heißer Lieb' knie' ich vor Dir!
Sprich nur ein Wort, - dann steht mir offen
Der Himmel dort, - Dein Herz schon hier!

Cordula Peregrina (C. Wöhler)

Freitag, Juli 06, 2007

Jesus im Sakrament

Meine Liebe und mein Leben,
JESUS ist's im Sakrament.
Hat mir ganz das Herz genommen
Daß ich nicht genug bekommen
Kann von Seiner süßen Nähe,
Und je mehr ich zu ihm gehe,
Lieb' ich EINEN und sonst KEINEN! -
Meinen Gott im Sakrament!

Mein Verlangen, meine Freude,
JESUS ist es im Altar! -
Ist mein Herz von Schmerz getroffen
Weiß es HIER den HAFEN offen,
Wo es kreuzgedrückten Seelen
Nie an süßem TROST wird fehlen;
Selbst die Leiden werden Freuden
Dort beim ew'gen Licht so klar!

Meine Hilfe, meine Hoffnung,
JESUS ist's im Engelsbrot!
Hab' im Sterben, wie im Leben
Ganz mich Seiner Lieb' ergeben;
Und so hoff' ich voll Vertrauen,
Einst im Himmel Ihn zu schauen
Ihn, den EINEN, den wie KEINEN
TREU ich lieb' bis in den Tod.

Cordula Peregrina (C. Wöhler.) - Mit bischöflicher Approbation

Montag, Mai 14, 2007

Mein Jesus, ich will nichts als Dich


E. Werzinger - Ars sacra

Mein Jesus, ich will nichts als Dich,
Und was Du willst, das will auch ich,
Was Dir gefällt, ist lieb auch mir,
Und alle Welt wie nichts zu Dir.
Du magst mich führen wie Du willst,
Wenn nur den einen Wunsch Du stillst,
Daß nichts im ganzen Leben trennt
Mein Herz von Deinem Sakrament.

Mein Jesus, ich will nichts als Dich,
Was Du mir nimmst - ich beuge mich;
Nimmst Du mein Liebstes - Herr es sei!
Bricht auch das Herz mir, wirds doch frei.
Ja nimm nur alles hin von mir;
Nur Eins - das fleh' ich heiß zu Dir:
O laß mir - laß mir bis ans End'
Die Näh' von Deinem Sakrament!

Mein Jesus, ich will nichts als Dich,
Willst Du mich krank, so wills auch ich,
Willst Du mich arm, ich bin drob froh,
Willst Du mich elend - sei es so;
Willst Du mich ohne Trost und Ruh,
Ich halte still, Herr schlage zu,
Nur bis das Herz vom Leib sich trennt
Laß mir Dein süßes Sakrament!

Mein Jesus, ich will nichts als Dich,
Du selbst bist Heim und Heil für mich,
Bist mehr als Vaterherz und Haus,
Strömst mehr als Mutterliebe aus;
Und was auf Erden ich verlor,
Wie klein, wie nichtig kommts mir vor
Jetzt, wo mein Herz in Liebe brennt
O nur zu Deinem Sakrament.

Mein Jesus, ich will nichts als dich,
Kein Ort, kein Reich hat Reiz für mich,
Kein Glück, kein Gut genüget mir,
Kurz, nichts auf Erden außer Dir;
Und weißt Du, was mein Liebstes wär?
Käm' bald mein letztes Stündlein her,
Daß endlich heim ich gehen könnt'.
Mein letzter Trost - das Sakrament.

Mein Jesus, ich will nichts als Dich,
Zu jedem Opfer rüst ich mich,
Was Du gebietest, will ich tun,
Wo Du mich hinführst, will ich ruhn,
Obs der Natur auch nicht behagt,
Bleib wie Maria Deine Magd;
Nur halt und heb mich bis ans End
Mit Deinem Liebes-Sakrament.

Mein Jesus, ich will nichts als Dich,
Hier und im Himmel ewiglich;
Denn was den Himmel Himmel macht,
Das bist nur Du - nicht seine Pracht.
Herr, Du allein, nur Du allein!
Soll hier und dort mein Wahlspruch sein;
Bis dort ich Dich umfaß ohn' End
Ist hier mein Glück: Dein Sakrament.

Montag, Mai 07, 2007

Die Flucht nach Egypten

Zum Bild: Jul. Frank pinx. - Flucht nach Aegypten. Am Seitenaltar in der Stadtpfarrkirche in Giesing.

Pilger sind wir, die da ziehen
Weinend durch die weite Welt,
In Gefahren, Not und Mühen
Oft uns fast der Mut entfällt;
Möchten zagen wohl und klagen
Ob so schmerzlich hartem Stand,
Statt zu schauen voll Vertauen
Auf zum ew'gen Vaterland!

Was als Pilger wir entbehren,
Dulden, tragen Tag und Nacht, -
O, das haben diese hehren
Drei - ja vor uns durchgemacht!
Ihre Schritte, ihre Tritte
Führen durch der Wüste Sand
Bang' und schaurig, lang' und traurig
In ein fernes, fremdes Land!

Dorthin müssen jetzt sie flüchten
Das so zarte Gotteskind,
Das Herodes zu vernichten
Mit dem Haß der Hölle sinnt!
Welch' ein Fliehen, welch' ein Ziehen
Von der Heimat holden Au'n!
Doch sie tragen ohne Zagen
Fromm ihr Los, voll Gottvertraun'n!

Laßt in allen trüben Stunden
Blicken uns auf diese Drei,
Bis wir Kraft und Trost gefunden,
Was auch uns're Lage sei!
Laßt uns einen alle Peinen
Fromm mit ihrer heil'gen Flucht,
Und erstehen aus den Wehen
Wird uns ew'ge Freudenfrucht!

Cordula Peregrina (C. Wöhler)

Sonntag, April 29, 2007

Bittruf an Maria die Hilfe der Christen

Maria hilf! - so ruft die Schar
Der Christen heut und immerdar
In gläubig frommem Flehen -
Maria hilf in jeder Not; -
Im Leben Hilf' und Hilf' im Tod
Laß deine Kinder sehen!
Eile, heile uns, die lange
Schon im Drange
Heißer Schmerzen
Fliehn zu deinem Mutterherzen!

Maria hilf, wenn uns die Lust
Der Sünde lockt in eigner Brust,
Wenn schwach das Fleisch wir merken!
Hilf, wenn der Feind von außen naht
Und uns versucht mit bösem Rat
Zu gottverbot'nen Werken!
Neige, zeige dann voll Milde
Dich im Bilde
Unserm Herzen,
Daß wir nie das Heil verscherzen!

Maria hilf, wenn schwach und krank
Wir seufzen in der Schmerzen Drang
Vom Abend bis zum Morgen,
Hilf, wenn im Hause weilt die Not,
Und wir mit Tränen für das Brot
Des Tages müssen sorgen! -
Wende, ende dann die Leiden,
Laß mit Freuden
Es uns sehen,
Daß wir nicht vergebens flehen!

Maria hilf, wenn es geschah,
Daß die uns stehn in Liebe nah,
Gehn auf verkehrten Pfaden,
Wenn sie, die Gott einst Treu gelobt,
Den schlimmsten Schiffbruch schon erprobt,
Verloren Heil und Gnaden!
Gehe, flehe dann am Throne
Bei dem Sohne
Für die Armen,
Bis sein Herz sich muß erbarmen!

Maria hilf in einer Zeit,
Wo tausend Feinde stehn bereit,
Die Kirche zu berauben,
Wo man des Priesters Macht verkennt,
Die Schule von der Kirche trennt,
Der Jugend nimmt den Glauben!
Rühre, führe du die Seelen,
Daß sie wählen
Jene Krone,
Die dem Glauben wird zum Lohne!

Maria hilf ihm, der da führt
Den Hirtenstab, der treu regiert
Jetzt deines Sohnes Herde,
Hilf unserm heil'gen Vater doch,
Daß für die blinde Welt er noch
Ein Licht vom Himmel werde!
Stütze, schütze du sein Leben,
Woll'st ihm geben
Sieg und Segen,
Bis kein Feind ihm mehr entgegen!

Maria hilf, wenn still sich neigt
Der Tag und jene Nacht sich zeigt
In der wir schlafen gehen;
O hilf, wenn unser Auge bricht,
Und wir mit Kindeszuversicht
Zu deiner Milde flehen!
Schenke, senke dann den Frieden
In die müden,
Bangen Herzen, -
Tröst uns du in Todesschmerzen!

Maria hilf, so rufen wir
An jedem Tage auf zu dir
Und wissen uns geborgen,
Weil deine Hilfe immer währt
Und deine Huld sich nimmer kehrt
Von uns in treuen Sorgen!
Droben loben Himmelschöre
Dich - und Ehre
Soll auf Erden,
O Maria hilf, dir werden!

Cordula Peregrina (C. Wöhler)

Imprimatur, Monachii, die 18. Jan. 1913. + J. Neudecker, Vic. gen.
Druck u. Verl. v. Carl Aug. Seyfried & Comp., München

Donnerstag, März 15, 2007

Sanct Franziskus Xaverius

"Wie schön sind auf den Bergen die Füße dessen, der Frieden verkündet und vom Heile predigt!" (Isaias 52.7.)

Wie schön ist doch der Boten Fuß,
Die Gottes Heils- und Friedensgruß
Der ganzen Welt verkünden.
Und dort, -- wo finst're Nacht es war, --
Durch Wort und Werk das Licht so klar
Des Glaubens hell entzünden! --
Sie werden einst -- den Sternen gleich --
Erstrahlen in des Höchsten Reich!

So ließ einst Sanct Xaverius
Das Vaterland; -- war's sein Entschluß
Doch, Alle zu gewinnen
Für Gott und Seiner Gnade Wort,
Er ruhte nicht, und fort und fort
Trieb ihn die Lieb' von hinnen,
Bis Tausende -- in Jesu Blut --
Er rein wusch durch der Taufe Flut!

Wohl kann ich nicht so Großes tun,
Doch wahre Lieb' mag nimmer ruh'n,
Gilt's, And'rer Heil zu gründen!
So will ich denn -- durch Werk und Wort --
Zu jeder Zeit, an jedem Ort
Die Lieb' vom Herrn entzünden
Und täglich fleh'n -- dem Heil'gen gleich:
"Herr, zu uns komm' Dein göttlich Reich!"

Mit bischöflicher Approbation.

Dienstag, Februar 27, 2007

Das Volk Seiner Wahl

"Und die Heiden sollen erfahren, daß Ich, der Herr, Israel heilige, wenn mein Heiligtum in ihrer Mitte sein wird ewiglich." (Ezech. 37, 28.)

Sie haben erfahren es nah' und fern,
Die Völkerscharen, - als Volk des Herrn
Hat Er erkoren nur eines sich
Und Treu' geschworen ihm ewiglich.

Er hat gereinigt sich Israel,
Sich ihm vereinigt mit Leib und Seel',
In seiner Mitte Er weilt und wohnt,
Und jede Bitte mit Heil Er lohnt.

Er hört den Armen, der fleht um Brot,
Stillt voll Erbarmen des Sünders Not,
Den Kranken heilt er mit milder Hand,
Im Tod erteilt Er des Lebens Pfand.

An Seinem Tische Er treu uns nährt
Und Kraft uns, frische, Sein Leib gewährt,
Sein Blut soll allen ein Heilquell sein;
So oft wir fallen, wird Er verzeih'n.

O Volk der Gnade, o Israel,
All' deine Pfade sind himmelshell,
Volk, das für immer sich satt dort trinkt,
Wo mild der Schimmer des Lichtleins blinkt!

O Dank Ihm sage, Volk Seiner Wahl,
An jedem Tage im Tränental
Bis Der dein Eigen, dein Ruhm schon hier,
Sich ganz wird zeigen dort oben dir!

Cordula Peregrina (C. Wöhler.)
Mit Druckerlaubnis des erzbischöfl. Ordinariats München-Freising. - KJM

Montag, Jänner 29, 2007

Seine Mutter!

"Wer seine Mutter ehrt, der ist wie einer, der Schätze sammelt!" (Sir. 3. 5.)

Was ist das Edelste im Leben,
Was rührt ein Herz, wär's noch so kalt,
Und weckt ein sanftes Wonnebeben
In jeder Brust - bei Jung und Alt?
Nicht wahr, es ist die Lieb', die eine,
Die über alles stark und lind,
Die reich und rein und treu wie keine,
Der Mutter Lieb' zu ihrem Kind!

Was ist das Lieblichste auf Erden,
Läßt selbst den tränenfeuchten Blick
Noch wieder hell und heiter werden,
Gibt ihm der Hoffnung Glanz zurück?
Nicht wahr, es ist das Bild der Wonne,
Die alles Denken übersteigt,
Wenn - wie zum Knösplein sich die Sonne -
Zum Wieglein sich die Mutter neigt?

Was ist das Heiligste auf Erden,
Ergreift ein Herz, wär's selbst von Stein,
Daß weich es muß und milde werden,
und solchem Weh sein Mitleid weih'n?
Nicht wahr, es ist das Bild der Schmerzen,
Wie hehrer wohl man nie es sieht,
Als wo mit gramgebroch'nem Herzen
Am Kindessarg die Mutter kniet!

Und Die wie keine hat empfunden,
Was Mutter-Liebe, Lust und Schmerz,
Von Der noch heut' zu allen Stunden
Ein Abglanz jedes Mutterherz, -
für Die nur hast du keine Zähre,
Kein Lächeln, keinen Gruß als Lohn,
Ja, trenntest wohl - wenn's möglich wäre! -
Die Mutter noch von ihrem Sohn?

Die siehst du knien an Seiner Krippe,
Und bleibst Ihr dennoch fremd und fern,
Und dankst Ihr nicht mit froher Lippe,
Daß Sie gebar dir Christ, den Herrn?
Die siehst auf Goldatha du stehen
Bei Jesu Kreuz in tiefstem Schmerz,
Kannst ungerührt Sie weinen sehen,
Und tröstest nicht Ihr wundes Herz?

Was jeder Mutter wir erweisen
An Mitgefühl - Ihr weih'st du's nicht,
Magst froh Ihr Mutterglück nicht preisen,
Bleibst kalt, wenn fast das Herz Ihr bricht?
Ist's nie dir in den Sinn gekommen,
Ob das der rechte Glaube ist,
Der dir das Kindesherz genommen,
Der Gottes Mutter kalt vergißt!

O mach' dich los von einem Glauben,
Der Sohn und Mutter frevelnd trennt,
Es heißt, dem Sohn die Ehre rauben,
Wenn man der Mutter Wert verkennt!
Er selbst ließ durch Sein Wort uns sagen:
"Der, welcher seine Mutter ehrt,
Häuft Schätze sich, die überragen
Der größten Erdengüter Wert!"

Aus:
Anhang: Marienlieder für Alle, welche außerhalb der Kirche stehen, in:
"Marienrosen entsprossen zu Füßen uns'rer lieben Frau",
von Cordula Peregrina (C. Wöhler),
Münster in Westfalen, Verlag der Alphonsus-Buchhandlung. 1897.
Verlags-Archiv Immaculata-Verlag, CH-9050 Appenzell (Schweiz)

Freitag, Jänner 12, 2007

Die Unbefleckte Empfängnis

Maria, aller Frauen Preis und Kron',
Als Jungfrau tragend Gottes ew'gen Sohn,
Den Seine Lieb' und Deiner Reinheit Strahl
Vom Himmel zog in dieses Tränental, -
Maria, sei uns tausendmal gegrüßt,
Dein Mutterherz das herbste Los versüßt,
Dein Name ist wie heil'ger Glockenton,
Der in der Welt uns singt vom Himmel schon.
Du - makellos und sündenrein empfangen -
Des Himmels Lust, bist auch der Welt Verlangen.

Maria, sieh' zu Dir den Sünder flieh'n;
Hilfst Du ihm nicht, wo ist noch Heil für ihn? -
Verdammen muß ihn Gottes Strafgericht,
Fleht mild Dein Mund für ihn um Gnade nicht;
Doch legst beim Sohn für ihn Dein Wort Du ein,
So wird Er ihm die ganze Schuld verzeih'n.
Du, die der Schlange stolzes Haupt zertritt,
Hiflst gern fürwahr zum Heil des Sünders mit.
Du - makellos und ohne Schuld empfangen, -
Kannst Alles uns vom ew'gen Sohn erlangen.

Maria, hör'! zu Dir die Unschuld fleht,
Stärk' sie zum Streit, daß sie ihn gut besteht,
Und schätz' sie vor des Feindes Wut und List,
Die Du der Trost der reinen Seelen bist!
Zu Dir auch flieh'n, die ganz sich Gott geweiht,
Statt Erdenpracht gewählt das Ordenskleid;
Du bist die Herrin dieser sel'gen Schaar,
Die einst dem Lamm dort folgen immerdar.
Du - sündenrein und unbefleckt empfangen, -
Mögst ihnen Treu' bis in den Tod erlangen!

Maria, sieh'! die schwer von Not geplagt,
An deren Brust der Gram, die Sorge nagt,
Sie flieh'n zu Dir mit allem Weh und Schmerz,
Ihr liebster Platz Dein schwertdruchbohrtes Herz!
Du kennst das Leid, wie keiner es gekannt.
Du bist vom Sohn zur Mutter uns ernannt.
D'rum hast auch Du für alles Weh der Welt
Ein Mutterherz, das stets uns aufrecht hält.
Du - sündenrein und makellos empfangen -
Wirst jederzeit uns Kraft und Trost erlangen.

Maria, sieh'! wie heiß die Träne fließt,
Die Wittwengram und Waisenweh vergießt,
Du weintest auch einst um die Eltern Dein,
Und Josefs Tod ließ Dich so ganz allein!
Du weißt, was so ein armes Herz bewegt,
Dess' Liebstes man zum stillen Fridhof trägt;
So mög' Dein Schutz mit all' den Armen geh'n,
Die tiefgebeugt an teurem Grabe steh'n.
Du - unbefleckt und ohne Schuld empfangen -
Heilst alles Weh und stillst das schwerste Bangen.

Maria, sieh'! wie sich die Armut müh't
Um's trock'ne Brot, wie heiß die Träne glüht,
Weil Sorge bang' am kranken Herzen nagt,
Und Hunger lang' den matten Leib schon plagt.
Einst halfst Du einem armen Hochzeitspaar:
"Ihm fehlt's an Wein!" - Dein Wort zum Sohne war. -
Ach, wo das Brot so vielen Armen fehlt,
Ihr Herz allein auf Deine Hilf' noch zählt.
Du - sündenrein und unbefleckt empfangen -
Wirst Hilf' und Heil vom Sohn für sie erlangen.

Maria, hör' der Kranken Weh und Ach!
Sie leiden schwer, - der Leib ist wund und schwach,
Die Seele möcht' in Bangen schier vergeh'n,
Der kranken Heil bist Du, - o hör' ihr Fleh'n!
O, richt' sie auf mit Deiner Mutterhand,
Die so viel Wunden liebreich schon verband,
Und wenn Genesung ihrer Seele frommt,
Hilf, daß ihr Leib auf's neu' zu Kräften kommt.
Du - makellos und sündenrein empfangen -
Kannst volles Wohl vom Sohn für sie erlangen!

Maria, hilf den Sterbenden zumal,
Steh' ihnen bei in banger Todesqual,
Du machtest leicht Sanct Josefs letzte Not,
Du stand'st am Kreuz bei Deines Sohnes Tod;
So stärk' auch uns im letzten, schweren Streit,
Den Sterbenden steh' muttermild zur Seit',
Und führ' sie ein - sobald ihr Auge bricht, -
An Deiner Hand zum ewig sel'gen Licht!
Du - unbefleckt und sündenrein empfangen -
Laß uns im Tod zu Gottes Thron gelangen!

Maria, blick' vom gold'nen Himmelssaal
Hernieder in dies arme Tränental.
Und Alle, die vertrauend zu Dir fleh'n,
Laß jederzeit Dein mild' Erbarmen seh'n!
Du bist von Gott für uns're arme Welt
Zur Trösterin der Trauernden bestellt,
Sollt'st lindern uns'rer Leiden schwere Last,
Und führen uns zur ewig wahren Rast!
Du - unbefleckt und sündenrein empfangen -
Wirst - was uns not - für Leib und Seel' erlangen.

Maria, makellose Königin,
Nimm unser Herz denn als Dein Eigen hin,
O, daß sich's nie von Deiner Lieb' mehr trenn',
Kein größer' Glück, als dir zu dienen kenn'!
Dein Leben soll' des unser'n Vorbild sein,
Dir wollen treu wir bis zum Tod uns weih'n,
Bis einst an Deiner mütterlichen Hand
Wir fröhlich zieh'n in's ew'ge Vaterland,
Und dort durch dich, die unbefleckt empfangen -
Willkommensgruß vom ew'gen Gott erlangen.

Cordula Peregrina (C. Wöhler)
Aus: "Marienrosen entsprossen zu Füßen uns'rer lieben Frau",
Münster in Westfalen, Verlag der Alphonsus-Buchhandlung 1897.

Montag, Jänner 08, 2007

Krippe und Altar

Oberhalb des Marktes Schwaz in Tirol liegt auf einem Bergvorsprung das alte Schloß Freundsberg. Noch steht wohlbehalten und bedacht der hohe, starke Turm und ein Teil der Ritterburg, in welchem ein kleines Wohnhaus sich befindet. An dieses angebaut ist auch eine gar liebe Kapelle, wo das heiligste Sakrament aufbewahrt wird. Hierher hatte nun vor wenigen Jahren die "Misericordia Domini", die Barmherzigkeit Gottes, ein Menschenkind hoch vom nördlichen Deutschland herabgeführt, nachdem sie es aus dem Dunkel und Dämmerscheine der Irrlehre an das helle Tageslicht katholischer Wahrheit gezogen.
Dort auf Freundsberg, inmitten einer braven Handwerkerfamilie, hatte das Menschenkind Herberge genommen in unmittelbarer Nähe unter einem Dache mit dem Herrn des Himmels und der Erde, der ebenfalls dort im Kirchlein seine Wohnung aufgeschlagen. Und dort nun ist dieses Büchlein entstanden. Was der betrachtenden Seele in stiller Stunde das ewige Licht von dem Herrn im heiligen Tabernakel erzählt hat, hat sie hier aufgeschrieben sich selbst und anderen Menschen zu einem Behelfe und gutem Troste! Es erzählt von der Liebe des ewigen Wortes, das Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat und noch immer wohnt.
Es ist eine bekannte Thatsache, daß Konvertiten, zumal in der ersten Zeit nach ihrer Rückkehr zur katholischen Kirche, unter allen Geheimnissen das des hochheiligsten Altarssakramentes am lieblichsten finden, und ihm ihre wärmste Aufmerksamkeit schenken. Kein Wunder! Die armen Protestanten haben ja von Christo nichts als sein gedrucktes Wort. Je gläubiger sie indes dies Wort aufnehmen, desto mehr werden sie sich sehnen nach ihm, der "umherging und Gutes that", und desto mehr müssen sie sich verlassen fühlen, weil sie ihn, der in der Geschichte der heiligen Evangelien leibt und lebt, nicht mehr auf Erden finden.
Sie sind und fühlen sich verwaist trotz des treuen Wortes, das sie von ihm in der Bibel lesen. "Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen." So müssen sie nach ihm dürsten, nach seiner heiligen Nähe schmachten, ihn suchen mit dem Herzen. Aber ihr armer Glaube zeigt ihn nirgends auf Erden.
Allein von dem Augenblicke an, wo sie zur Wahrheit der katholischen Kirche zurückgekehrt sind, wo sie, von ihr geführt, zum Altare kommen, wo sie das erste Mal mit vollem Glauben hören und verstehen. "Sieh' da das Lamm Gottes, welches hinwegnimmt die Sünden der Welt!" da wird ihr Sehnen gestillt, da fühlen sie sich daheim, da empfinden sie die Nähe des erbarmungsvollen Herzens, das alle Mühseligen und Beladenen zu sich ruft zu freundlicher Erquickung; da kann Herz zu Herz und Mund zu Mund sich aussprechen und das Auge sich in Dank und Liebe ausweinen vor ihm, der sie von Ewigkeit geliebt und erbarmend an sich gezogen.
Da ist nicht mehr bloß toter Buchstabe, der vom Herrn erzählt, ist nicht mehr bloß ein stummes Bild, das den abwesenden Heiland bedeutet; da, in dem "Gezelt Gottes unter den Menschen", ist er selbst, Jesus Christus, ist er ganz und wahr und wesenhaft im vollsten Leben zugegen. Noch mehr, hier im heiligsten Sakramente finden sich alle die einzelnen Geheimnisse seines Lebens nicht etwa nur im Bilde, sondern sie erneuern sich, setzen sich fort wirklich und wesenhaft und in voller Wahrheit, und es fügt dies heilige Sakrament denselben neue Züge voll Anmut, Liebreiz, Mannifaltigkeit und Menschenfreundlichkeit hinzu.
Hier erneuert sich seine Menschwerdung. In seiner ersten Herabkunft wurde er das Geschenk für die ganze Welt; hier auf dem Altare wird er das Geschenk für jede einzelne Seele. Dort wie hier ist er ein verborgener Gott, aber während in der Menschwerdung nur die Gottheit sich verbarg, ist hier in noch größerer Entäußerung sogar die Menschheit verschleiert. Wollten wir endlich alle die Wunder berücksichtigen, welche in der unbegreiflichen Vereinigung der zweiten göttlichen Person mit der menschlichen Natur stattgefunden, so würden wir ähnliche in der geheimnisvollen Wandlung des Brotes in den Leib des Herrn entdecken.
Hier erneuert sich sodann die Geburt des Herrn in geheimnisvoller Weise: "Das Kind", sagt Peter Faber, "wird in Bethlehem geboren, dem Hause des Brotes, und zwar geboren in einer Krippe, wie um anzudeuten, daß es die Nahrung des Menschen sein sollte. Der Altar und die Krippe bieten zu viele Vergleichungspunkte dar, als daß es nötig wäre, sie besonders hervorzuheben. Die Windeln von Bethlehm sind die Gestalten der Hostie. Die Wandlung in der Messe entspricht dem Geheimnis der Geburt, und die verschiedenen Dienstleistungen seiner Priester, die seinen anbetungswürdigen Leib vertraulich berühren, sind eben nur so viele Erinnerungen der mannigfaltigen Dienste, die er aus den Händen seines Nährvaters, des heiligen Joseph zu empfangen sich herabließ, so daß wir, wenn wir zuerst über das eine und dann über das andere dieser Geheimnisse nachdenken, denselben Gedankengang in unserem Geiste und dieselben Gebete auf unseren Lippen finden."
Hier setzt sich ferner das Leben des Gottmenschen im stillen Häuschen zu Nazareth fort. Zwei Dinge kennzeichnen das Jugendleben des Heilandes, insoweit es nach außen getreten: Verborgenheit in armer Hütte, und Gehorsam gegen seine Eltern. Und derselbe Heiland, wie tief verschleiert, wie still gehorsam ruht er nicht im heiligsten Sakramente! Aber das innere Leben, das Leben seines Herzens, die Anbetung seines Vates, und die Liebe zu den Menschen, ist hier gleichsam vertausendfacht, nach der Zahl der Altäre, auf welchen er in heiliger Hostie zugegen ist.
Hier setzt er auch die Lehren, die Wunder, die Beispiele seines öffentlichen Lebens fort, mit dem Unterschiede, daß sie hier nur dem Glauben wahrnehmbar sind, dort aber auch den Blicken und dem Gehöre des Leibes zugänglich waren. Er ist ja im heiligsten Sakramente noch ganz derselbe, von dem ein Augenzeuge berichtet hat: "Er zog herum und that Gutes." Jawohl - Gutes thun im verborgenen, das ist das ganze Geschäft des Herrn in der Hostie. Hier heilt er Kranke, tröstet er Betrübte, erleuchtet er Blinde, nährt er die gläubige Volksmenge mit dem Wunderbrote; hier verzeiht er den Reuigen, belehrt er die Unwissenden, ermutigt er die Zagenden, hier leuchtet das Beispiel seines Seeleneifers, seiner Sanftmut, seiner Demut, wenn möglich, in noch helleren, gewiß aber in noch rührenderen Zügen als selbst in seinem sichtbaren Wandel auf Erden.
Hier setzt er vor allem das Geheimnis seines Leidens und Sterbens fort. Hier ist dasselbe heilige Mahl, das er am Vorabende seines Todes den Jüngern bereitet und ausgeteilt, hier ist derselbe Priester, dasselbe Opfer, wie auf Golgatha. Auch das Sterben geht hier vor, und zwar mehr als im bloßen Bilde, in tiefverborgener geheimnisvoller Weise, wenn der Priester durch das Schwert des Wortes in unblutiger Trennung den Leib und das Blut des Herrn sondert. (Gregor v. Naz.)
Endlich führt der Herr im heiligsten Sakrament auch ein verherrlichtes Leben im Himmel. Es ist ja der verklärte Leib, den wir gegenwärtig anbeten auf unseren Altären. Und wenn der Apostel von dem Heilande im Himmel sagt: er lebe dort, "um immerdar fürzubitten für uns", gilt dies nicht ganz genau von seiner stillen Thätigkeit auf dem Altare? Ist es nicht ein ununterbrochenes Gebetsleben, das er hier führt? Und läßt er nicht auch hier seine Auserwählten schon im vorhinein trinken von dem Strome himmlischer Wonne, beseligender Entzückung?
So hat sich denn der Herr in der That seiner Kirche im Altarssakrament hingegeben mit der ganzen Fülle seines Seins, seiner Gnaden, seiner Liebe. Wie die sieben Grundfarben sich zu dem einen weißen Sonnenstrahl vereinen, in ihm sich verschmelzen, umwandeln, verbergen, so haben sich die sieben großen Geheimnisse des Gottmenschen, die Menschwerdung, die Geburt, das verborgene Leben in Nazareth, das öffentliche Leben, Leiden und Tod, die Auferstehung und die Verherrlichung im Himmel in dem einen größten Geheimnisse, im Sakrament der Liebe, im Denkmale seiner Wunder, vereint, verschmolzen und verborgen.
Und wie nun die Sonne am Himmel hinzieht durch den Kreis und Umlauf des Erdenjahres, so wandelt und wandert die Geistessonne, das hochheiligste Sakrament mit seiner Glut, mit seinem Leuchten, hindurch im Festkreise des Kirchenjahres. Wie von ihm aus bis in die äußersten Kreise des Lebens der Strom der Gnaden geht, so kehrt auch das kirchliche Leben von seinen äußersten Verzweigungen wieder zu ihm zurück. In der heiligen Messe konzentriert sich dies ganze gottesdienstliche Leben der Kirche. Wem gelten denn nun die Gebete, die Gesänge, die hohen Gedanken und Empfindungen mit ihren eigentümlichen Färbungen, welche die Kirche in den Tagen der heiligen Weihnacht, der Karwoche, der Ostern und der Pfingstfeste zur Zeit der Meßfeier darbringt? Wem denn anders als ihm allein, der in der heiligen Hostie bleibt und lebt, Christo, gestern und heute derselbe! So wird in der That der "Festkreis des Kirchenjahres von dem Sehnen in dunkler Adventsnacht bis zum hellen Osterjubel, bis zum sonnendurchleuchteten Pfingstmorgen nichts anderes, als diese ewige Gegenwart, ewige Menschwerdung, das stete Lehren, Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen des Herrn in seiner Kirche, den gesamten Gottesdienst durchdringend, in welchem so die große That der Welterlösung immer aufs neue lebendig und wahrhaftig vor den Augen der christlichen Gemeinde sich vollzieht." (Hettinger, Apologie.)
Es wäre gewiß ein vedienstvolles Unternehmen, alle diese wundervollen Beziehungen, die Erinnerung und Fortsetzung der sieben großen Abschnittte des Lebens Jesu im heiligsten Altarssakramente durch eine gediegene Schrift darzuthun; es würde ein solches Buch gleichsam ein fünftes Evengelium, das Evangelium des Altarssakramentes werden. - Soviel ich weiß, ist ein solches Werk noch nicht verfaßt worden, wenigstens kenne ich keines in einer auch dem gläubigen Volke faßlichen Darstellungs- und Sprachweise.
In dem vorliegenden Buche von C. Wöhler ist damit aber ein Anfang gemacht. Es ist darin Eines der sieben Geheimnisse, wohl das lieblichste und zarteste von allen, das Geheimnis der Geburt mit Berührung zweier anderer, nahe liegender Geheimnisse in seiner Beziehung zum heiligsten Sakramente dargetahn; es erzählt uns, wie das Kindlein von Bethlehem sein Leben und Wirken erneuert und fortsetzt im heiligsten Geheimnisse des Altares. Indem sich diese Betrachtungen eng an die kirchliche Reihenfolge der Feste vom ersten Adventssonntage bis zum Feste der Lichmesse anschließen, stehen sie auf dem festen, fruchtbarsten Boden des kirchlichen Gottsdienstes. Indem sie aber ausgehen von der Teilnahme und dem Mitleben, welches das gläubige Volk in Tirol zu diesen gottesdienstlichen Festlichkeiten mitbringt, beruhen sie auf dem interessanten, lebendigen, beweglichen Boden des Volkslebens, werden dadurch dem Volke selbst verständlich, wirken anregend, zum Nachdenken auffordernd, und dienen zur Weckung jener Seelenstimmung, welche das gläubige Gemüt dem Festkreise der Weihnachten entgegenbringen soll, um innerlich gehoben, erfreut, beseligt zu werden durch die Geburt des Herrn. Beides aber, Kirchenleben und Volksleben in heiliger Advents- und Weihnachtszeit führen auf den Einen Gegenstand katholischer Liebe, auf das Kindlein in der Hostie hin, sowie sie beide von ihm ihr schönstes Licht, ihre süßeste Verklärung und ihre gottgefällige Heiligung finden. -
Darum wünsche ich dem Buch Glück auf seiner Reise, freundliche Aufnahme bei zahlreichen gläubigen Herzen, den Lesern des Buches aber gelte der apostolische Wunsch, daß sie wachsen in Gnade und in Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi, dem Ehre sei jetzt und in den Tagen der Ewigkeit. Amen. (II. Petr. 3,18.)

Am Feste des seligen Petrus Canisius 1880, P. Fr. Hattler S.J.
VORREDE zum Buch: "Krippe und Altar oder Weihnachten in der Eucharistie" - Betrachtungen von C. Wöhler. Sechste, verbesserte und vermehrte Auflage. Mit oberhirtlicher Druckgenehmigung. Regensburg 1902. Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz Buch- u. Kunstdruckerei, A.-G. München-Regensburg. Archivexemplar des Immaculata-Verlags, Appenzell, Schweiz. Transkription von P.O. Schenker