Freitag, Dezember 15, 2006

Adventsbeichte

"Die Stimme des Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet zurecht in der Wüste die Steige unsers Gottes! Jedes Tal soll erhöht und jeder Berg und Hügel erniedrigt werden. Was krumm ist, soll gerade, was rauh ist, zu ebenem Wege werden. Denn die Herrlichkeit des Herrn soll geoffenbart werden, undsehen wird alles Fleisch zumal, daß der Mund des Herrn geredet hat." (Is. 40, 3. 4.)

Eine Adventsbeichte! Welch seltsamer Name? Warum denn gerade Adventsbeichte?
Warum? - jede Beichte im Leben sollte eigentlich sein, und ist in der Tat eine Adventsbeichte! - Advent heißt Kommen, und in jeder Beichte kommt ja die arme sündenbeladene, schuldgebeugte Seele zu ihrem ewigen Richter, und bittet um Gnade; zu ihrem himmlischen König, und bittet um Barmherzigkeit; zu ihrem ewigen Gott, und fleht um Vergebung. - Ist es also nicht recht eigentlich eine Adventsbeichte?
Aber mehr noch!
In den vier langen tausendjährigen Adventswochen, ehe noch die Herrlichkeit Gottes war offenbar geworden, da tönte in die traurige Wüste dieser Welt ein mächtiger Ruf des Gottessehers Isaias. Er schaut in der Ferne das Kommen des Herrn. Da ruft der göttliche Herold laut und mächtig an die Menschenherzen. "Auf denn! macht Wege dem Herrn und ebnet ihm die Pfade." (Isaias 40, 3.)
Diese Stimme, sie tönt noch immer fort von Jahr zu Jahr in dem heiligen Sonntagsevangelium des Advents. Da hören wir die Stimme des Predigers in der Wüste, die Stimme Johannis, des Heroldes Jesu Christi, er bereitet in der Tat dem Herrn die Wege. Johannes aber war in der Wüste, predigte und sprach: "Tut Buße! denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!" (Matth. 3, 2.)
Also Buße tun, - das heißt den Weg des Herrn bereiten. Buße tun, - das heißt, seine Pfade recht, und seine Steige gerade machen. "Tut Buße!"
O heilige Adventszeit, was bist du nicht alles! Du bist die Zeit der Freude - denn du führst uns hin zu unserem größten Glück, zu unserer höchsten Wonne, zum seligen "Winnetag". Und nicht umsonst ruft uns gerade jetzt der Apostel zu. "Freuet euch allezeit im Herrn, und abermal sage ich: Freuet euch!" (Phil 4, 4.)
Du bist die Zeit der Liebe, denn du bringst uns hin zur ewigen Liebe, die in der heiligen Nacht als kleines Menschenkindlein, - und doch Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit - im Kripplein liegt!
Du bist die Zeit der Lieder, denn in dir geht in Erfüllung das Wort der seligsten Jungfrau: "Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter auf Erden!" (Lukas 1, 48.)
Du bist die Zeit des Lichtes, denn "das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, den Bewohnern der Landschaft des Todeschattens geht ein Licht auf". (Isaias 9, 3.)
Du bist die Zeit der Wunder und der Wonne, denn: "Siehe! die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und seinen Namen wird man Emanuel nennen!" (Isaias 7, 14.)
Aber du bist auch die Zeit der Buße, denn "das Himmelreich ist nahe"! (Matth. 3, 2.) Und wo das Himmelreich so nahe ist, da muß die Buße ihm entgegen eilen, denn nur die Gewaltigen - nur die Starken, die Großherzigen, die Bußeifrigen reißen es an sich! Ohne rechte Adventsbuße, keine rechte Adventsfreude! Je mehr Buße, desto mehr Liebe - je mehr Liebe, desto mehr Freude, die eine und alleine rechte Freude - die Freude im Herrn!
Und wenn wir so Buße tun jetzt im Advent, wenn wir unserem himmlischen König zu seiner Ankunft, seinem Einzug auf Weihnachten den Weg bereiten wollen, die Tiefen ausfüllen und die Höhen abtragen, - was ist dann das letzte Ziel und die größte Sehnsucht der Adventsbuße?
O, die Adventsbeicht!
Dort wird unsere Buße angenommen, unsere Beharrlichkeit gekrönt, unser Sehnen gestillt, unsere Vergebung besiegelt! Dort heißt es. "Ich freue mich und frohlocke in dem Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott, denn er zog mir an die Kleider des Heiles und umgab mich mit dem Gewande der Gerechtigkeit." (Isaias 60, 10.) Wer möchte bei diesen Worten nicht meinen, daß der Prophet schon damals Jahrtausende vorausgeschaut hätte jene Stätte und jene Stunde, wo heute so manche angezogen werden mit den Kleidern des Heiles; jenes wunderbare Sakrament, in welchem uns zu teil wird:

Christi Blut und Gerechtitgkeit,
Fürwahr mein Schmuck und Ehrenkleid,
Worin ich kann vor Gott besteh'n,
Und einst ins Reich des Himmels geh'n!

Und nochmals - Adventsbeicht!
Ja, es ist Advent - ein Wintermorgen im Advent! Der erste Schnee ist über Nacht gefallen, und ruht in wundersam heiliger unentweihter Schönheit über Berg und Tal. Wenn man so eine weiße Winterlandschaft anschaut - den reinen frischgefallenen Schnee, - da wird's einem gar seltsam und eigen ums Herz; recht wehmütig, recht sehnsüchtig! Warum das?
Ach, es predigt so still und doch so laut von jener fleckenlosen Reiheit, die die Seele im Paradiese hatte, und die sie durch die Sünde verloren hat! Da muß die arme Seele wohl traurig werden! Aber kann sie diesen Schatz, diese himmlische Reinheit denn nicht wieder erlangen? Sie muß sie wiedererlangen, denn nur die reinen Herzen werden Gott schauen, nur die reinen Herzen preist er selig!
Wie kann sie nun diese Reinheit wieder erlangen? Droben am stillen Nachthimmel flimmern und funkeln durch den Adventsmorgen die Sterne, - drunten in stiller Kirche flimmern andere Lichter - hehrer und heiliger noch, als alle Sterne des Himmels. Es ist - das Licht am Beichtstuhl!
Dies kleine Licht, es lockt und ladet dich, du liebe Menschenseele, es flimmert und flüstert dir leis' entgegen: "Tritt hinein, tritt hinein!" Verstehst du nicht des Lichtleins stilles Mahnen?

Und kennst du nicht das kleine Haus,
Aus einfach armem Holz erbauet?
Ein Sünder trittst du ein; - hinaus,
Wie wenn vom Taufbronn' frisch betauet.
Mit bringst ein Herz du voller Schuld,
Voll Schmutz und Schmerz, voll Angst und Schrecken,
Fort trägst du eins, das Gottes Huld
Und Gnade wie zwei Flügel decken!

Kennst du's, o Herz, und jauchz'st du nicht,
Ja, mitten selbst in Schmerz und Sünden?
Du armes Herz - was auch gebricht, -
Komm' nur, hier wirst du alles finden!
Das reine Kleid - erhältst du dort,
Des Heils Gewand - zu neuem Leben,
Und alles in dem kleinen Wort:
"Kind! deine Sünden sind - vergeben!"

O möge am stillen Adventsmorgen das kleine Licht im Beichtstuhl nicht umsonst zu dir reden, du liebe Menschenseele! Möge es in dir anzünden eine recht heiße Sehnsucht, jetzt im Advent Buße zu tun, den Weg des Herrn zu bereiten, deine Sünden zu bekennen, dein Leben zu bessern, mit den Kleidern des Heils und der Gerechtigkeit bekleidet zu werden, und so in ein reines und wohlbereitetes Herz aufzunehmen den Reinsten der Reinen, den Heiligen in Israel, den himmlischen Advents-König, den verborgenen Gott, hochgelobt im allerheiligsten Sakrement des Altars! -

Keine Kommentare: