Freitag, Jänner 12, 2007

Die Unbefleckte Empfängnis

Maria, aller Frauen Preis und Kron',
Als Jungfrau tragend Gottes ew'gen Sohn,
Den Seine Lieb' und Deiner Reinheit Strahl
Vom Himmel zog in dieses Tränental, -
Maria, sei uns tausendmal gegrüßt,
Dein Mutterherz das herbste Los versüßt,
Dein Name ist wie heil'ger Glockenton,
Der in der Welt uns singt vom Himmel schon.
Du - makellos und sündenrein empfangen -
Des Himmels Lust, bist auch der Welt Verlangen.

Maria, sieh' zu Dir den Sünder flieh'n;
Hilfst Du ihm nicht, wo ist noch Heil für ihn? -
Verdammen muß ihn Gottes Strafgericht,
Fleht mild Dein Mund für ihn um Gnade nicht;
Doch legst beim Sohn für ihn Dein Wort Du ein,
So wird Er ihm die ganze Schuld verzeih'n.
Du, die der Schlange stolzes Haupt zertritt,
Hiflst gern fürwahr zum Heil des Sünders mit.
Du - makellos und ohne Schuld empfangen, -
Kannst Alles uns vom ew'gen Sohn erlangen.

Maria, hör'! zu Dir die Unschuld fleht,
Stärk' sie zum Streit, daß sie ihn gut besteht,
Und schätz' sie vor des Feindes Wut und List,
Die Du der Trost der reinen Seelen bist!
Zu Dir auch flieh'n, die ganz sich Gott geweiht,
Statt Erdenpracht gewählt das Ordenskleid;
Du bist die Herrin dieser sel'gen Schaar,
Die einst dem Lamm dort folgen immerdar.
Du - sündenrein und unbefleckt empfangen, -
Mögst ihnen Treu' bis in den Tod erlangen!

Maria, sieh'! die schwer von Not geplagt,
An deren Brust der Gram, die Sorge nagt,
Sie flieh'n zu Dir mit allem Weh und Schmerz,
Ihr liebster Platz Dein schwertdruchbohrtes Herz!
Du kennst das Leid, wie keiner es gekannt.
Du bist vom Sohn zur Mutter uns ernannt.
D'rum hast auch Du für alles Weh der Welt
Ein Mutterherz, das stets uns aufrecht hält.
Du - sündenrein und makellos empfangen -
Wirst jederzeit uns Kraft und Trost erlangen.

Maria, sieh'! wie heiß die Träne fließt,
Die Wittwengram und Waisenweh vergießt,
Du weintest auch einst um die Eltern Dein,
Und Josefs Tod ließ Dich so ganz allein!
Du weißt, was so ein armes Herz bewegt,
Dess' Liebstes man zum stillen Fridhof trägt;
So mög' Dein Schutz mit all' den Armen geh'n,
Die tiefgebeugt an teurem Grabe steh'n.
Du - unbefleckt und ohne Schuld empfangen -
Heilst alles Weh und stillst das schwerste Bangen.

Maria, sieh'! wie sich die Armut müh't
Um's trock'ne Brot, wie heiß die Träne glüht,
Weil Sorge bang' am kranken Herzen nagt,
Und Hunger lang' den matten Leib schon plagt.
Einst halfst Du einem armen Hochzeitspaar:
"Ihm fehlt's an Wein!" - Dein Wort zum Sohne war. -
Ach, wo das Brot so vielen Armen fehlt,
Ihr Herz allein auf Deine Hilf' noch zählt.
Du - sündenrein und unbefleckt empfangen -
Wirst Hilf' und Heil vom Sohn für sie erlangen.

Maria, hör' der Kranken Weh und Ach!
Sie leiden schwer, - der Leib ist wund und schwach,
Die Seele möcht' in Bangen schier vergeh'n,
Der kranken Heil bist Du, - o hör' ihr Fleh'n!
O, richt' sie auf mit Deiner Mutterhand,
Die so viel Wunden liebreich schon verband,
Und wenn Genesung ihrer Seele frommt,
Hilf, daß ihr Leib auf's neu' zu Kräften kommt.
Du - makellos und sündenrein empfangen -
Kannst volles Wohl vom Sohn für sie erlangen!

Maria, hilf den Sterbenden zumal,
Steh' ihnen bei in banger Todesqual,
Du machtest leicht Sanct Josefs letzte Not,
Du stand'st am Kreuz bei Deines Sohnes Tod;
So stärk' auch uns im letzten, schweren Streit,
Den Sterbenden steh' muttermild zur Seit',
Und führ' sie ein - sobald ihr Auge bricht, -
An Deiner Hand zum ewig sel'gen Licht!
Du - unbefleckt und sündenrein empfangen -
Laß uns im Tod zu Gottes Thron gelangen!

Maria, blick' vom gold'nen Himmelssaal
Hernieder in dies arme Tränental.
Und Alle, die vertrauend zu Dir fleh'n,
Laß jederzeit Dein mild' Erbarmen seh'n!
Du bist von Gott für uns're arme Welt
Zur Trösterin der Trauernden bestellt,
Sollt'st lindern uns'rer Leiden schwere Last,
Und führen uns zur ewig wahren Rast!
Du - unbefleckt und sündenrein empfangen -
Wirst - was uns not - für Leib und Seel' erlangen.

Maria, makellose Königin,
Nimm unser Herz denn als Dein Eigen hin,
O, daß sich's nie von Deiner Lieb' mehr trenn',
Kein größer' Glück, als dir zu dienen kenn'!
Dein Leben soll' des unser'n Vorbild sein,
Dir wollen treu wir bis zum Tod uns weih'n,
Bis einst an Deiner mütterlichen Hand
Wir fröhlich zieh'n in's ew'ge Vaterland,
Und dort durch dich, die unbefleckt empfangen -
Willkommensgruß vom ew'gen Gott erlangen.

Cordula Peregrina (C. Wöhler)
Aus: "Marienrosen entsprossen zu Füßen uns'rer lieben Frau",
Münster in Westfalen, Verlag der Alphonsus-Buchhandlung 1897.

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